4. Record

Das geliebte Genie

Er wollte eingreifen als plötzlich jemand ihn an die Schulter zog. Zwar war der Ruck nicht doll, doch stark genug um ihm zu signalisieren, stehen zu bleiben. Mikhail blickte auf und entdeckte einen Weißhaarigen Mann mit einem freundlichen Lächeln hinter sich. Trotz dem, was gerade vor seiner Nase statt fand, schien er die Ruhe bewahrt zu haben. „Wenn du ihn nicht tun lässt, was er möchte, wird es schwer sein mit ihn zu kommunizieren.“, erklärte der Weißhaarige Fremde. Im Hintergrund ertönte das Aufprallen des Anderen, der dabei über den ganzen Flur einen markerschütternden Schrei von sich stieß. „Zur Hölle damit, er bringt sich damit noch um!“, entfuhr es Mikhail, der Zeuge wurde wie nun Blut von dem Kopf des Schwarzäugigen strömte. Die Augen des Anderen weiteten sich als Mikhail sich von der Hand des Anderen los riss um den Sturz des zusammenbrechenden Schwarzäugigen abzufangen. Ein stumpfer Laut entfuhr dem Blutüberströmten, der nun zu Mikhail aufschaute. Erleichtert aber fassungslos zugleich musste er feststellen, dass es ihm gut ging. Die Hysterie von vorhin schien ebenfalls spurlos verschwunden und wurde durch eine Art zufriedener Ruhezustand ersetzt, den man ihm deutlich ansah. Er setzte sich auf als ob nicht gewesen wäre, obwohl das Blut unaufhörlich weiter von seinem Kopf rang. „Ich habe e-e-es ein wenig übertrieben.“, stotterte der Verwundete, dass sich eher nach einer Feststellung gegenüber sich selbst anhörte. Sein Blick konstant auf Mikhail gerichtet, schien er den 22-jährigen zu analysieren. „Bevor er uns hier verblutet, sollten wir ihn verarzten und dann alles in Ruhe besprechen. Einverstanden?“, schlug der Andere Weißhaarige vor, der Mikhail zu zwinkerte. Immer noch erschlagen vom Geschehen nickte Mikhail nur stumm. Im Gebäude der Special Force befand sich im zweiten Obergeschoss eine Art Krankenhaus Etage. Die jedoch nur für die speziellen Fälle bedacht waren. Denn als Special Agent war es ihm ausdrücklich verboten die Etage zu betreten ohne Begleitung. Beim Durchgehen des Korridors kam es Mikhail eher wie ein Kindergarten vor. Bunte Blumen und verschiedene Gemälde verzierten die Wände auch der Boden wurde in einer hellen freundlichen Farbe gehalten. Das Gebäude war wirklich für Überraschungen gut, Mikhail war sich sicher, dass es gut als Freizeitakttaktion dienen hätte können. Angekommen ließ sich der Verletzte von dem Anderen verarzten während Mikhail etwas unbeholfen daneben stand. Bilder wie von Kinderhand gezeichnet hingen über das Bett, die Zimmerwand wurde wohl hierfür extra in einem intensiven orange gehalten. Offensichtlich diente, die Farbe zu Beruhigung und auch das Bett erinnerte eher an das eines Kindes durch die Form eines Flugzeuges. Nur das es die Größe eines Erwachsenen besaß. Zu seiner Verwunderung stellte er fest, dass dieses Zimmer Referrer Larson gehörte. Sein Blick schweifte über die Möbel, die da standen. Ein weißer Kleiderschrank gegenüber dem Bett, rechts daneben ein großflächiger Schreibtisch, dass am Fenster platziert wurde, wo man einen Ausblick in den Innenhof werfen konnte. Auf dem Tisch Sternenförmige Bücherstapel platziert in einem Halbkreis geordnet auf einer Fläche, die verschiedene Themen umfassten von Latein bis zu hin zu der mathematischen Funktionsaufstellungen reichten. „Sie müssen sichtlich schockiert sein. Schließlich begegnet man heutzutage nicht immer solchen Menschen, wie Referrer Larson.“, sagte der Weißhaarige während Refrerr Larson Mikhail immer noch mit seinen ausdruckslosen Gesicht anstarrte. „Das eben war wirklich ein wenig schockierend.“, antwortete Mikhail ohne groß darüber nachzudenken, während er sich innerlich am liebten selbst hätte ohrfeigen wollen für die taktlose Antwort. „Referrer Larson, freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen.“, stellte Mikhail sich vor. Der Referrer schwankte leicht mit einem summen hin und her. Er wirkte in dem Augenblick wie ein erwartungsvolles Kind. Ohne Vorwarnung sprang er von seinem Bett auf. Mit einer tanzenden Bewegung, wandte er sich zu Mikhail. „Wollen wir anfangen? Ich möchte dich in mein kleines Geheimnis einweihen.“, kicherte er wobei er gleich weiter die Melodie vor sich hin summte. Ein Verhalten das deutlich machte, dass Referrer Larson nicht normal war. „Meine Wenigkeit, Head Referrer Wong. Du siehst, er ist etwas... Eigen.“, stellte sich der Ältere vor, der den unsicheren Mikhail auf die Schulter klopfte. „Etwas...“, stimmte Mikhail zu, der aber für das Verhalten kein Verständnis zeigen konnte. Für den 22-jährigen war das Verhalten befremdlich. Der Anblick, grotesk und unheimlich zugleich, dass er sich mit einem Mal abgestoßen fühlte und sich im selben Augenblick zutiefst für seine Gefühle schämte. „So, ich lasse euch Beide dann mal alleine. Gib auf Referrer Larson acht. Wichtig ist dass du ihm im Moment seiner Ausraster in Ruhe lässt.“, riet ihm Head Referrer Wong unbekümmert, von dem Mikhail sicher war, dass der Vorsitzende ihn bereits durchschaut hatte. Auf die Worte folgte Mikhail Referrer Larson, der ihm durch den Korridor führte. Wunderschöne Szenerie schmückten die eigentlichen Holzwände in den anderen Etagen. Einige Minuten vergingen und Mikhail fühlte sich wie in einem Museum, bloß - dass jeder der Wandbemalungen etwas unschuldiges, kindliches und individuelles wiedergaben. Am Ende des Korridors; dass sich wortwörtlich wie das Herz in der S.F.A.V. Gebäudes anfühlte, blieb Referrer Larson schließlich stehen. Immer noch dieselbe Melodie von eben summend. Das Unbehagen von Mikhail schien dieser überhaupt nicht wahrgenommen zu haben. Stattdessen schenkten seine pechschwarzen Augen ihre Aufmerksamkeit der Wandbemalungen. Zwei Schattenhafte Gestalten wurden angedeutet, die vor einer Fabrik standen. Kleine Bilder am oberen Rand der Decke erzählten ihre Geschichte wieder. Trotz der Kindlichkeit besaß es im Verhältnis zu den anderen Bildern, die Mikhail bisher gesehen hatte etwas düsteres unverkennbares. Die Gestalten als auch alles andere wirkte skizzenhaft, dunkle Schatten unterstrichen es. Und doch machten die niedlichen Spiralen, die die Fabriktürme darstellen sollten mit den Kirschen als auch den verspielten Bausteinen, das Unheimliche wieder wett. „Das habe ich gemalt!“, sagte Referrer Larson stolz, der Mikhail mit einem Katzenartiges Lächeln entgegnete. „Es ist sehr schön geworden.“, bemerkte Mikhail, der es zwar ernst meinte aber immer noch nicht so ganz wusste, wie er mit Referrer Larson umgehen sollte. Referrer Larson nickte bestätigend und machte sich nun dran den Tresor zu öffnen, der die Hand des Weißhaarigen ab las. „S-s-sei behutsam mit den Unterlagen.“, flüsterte Larson, der sich vorsichtig umsah. Einige Sekunden verstrichen als vom dem massiven Metalltür ein „KATANG“ schallte und sie sich öffnete. Er ließ Mikhail den Vortritt damit der schwarzäugige als Letztes die Tür sicher verschließen konnte. Beeindruckend hohe Regale, die bis zur Decke reichten, standen dicht beieinander. Gefüllt mit sortierten Akten die innerhalb der Jahre angefertigt wurden. Dabei auch zugeordnet in Datum, Fallname, Nummern als auch Buchstabe. „Wahnsinn.“, staunte Mikhail, der erschlagen war von der Menge der Unterlagen. „F-f-für durchschnittliche Menschen ist es schwer, dem Überblick zu behalten. D-d-daher habe ich die benötigten Akten für Ihre Arbeit raus gelegt, auf Anforderung von Inspektor Bloom.“, erläuterte Referrer Larson, der Mikhail den Weg zeigte. Mikhail war sich sicher, dass die der folgende Satz wortwörtlich von Inspektor Bloom übernommen wurde, den der Klang der festen Stimme sprach Bände. Angekommen stand ein großflächiger weißer Tisch mit einem angeschlossenen PC da. Dahinter eine eine eingebaute Küche. Die Möbel die im Herz des Raumes platziert wurden, machten einen lieblosen zugleich unpassenden Eindruck. Denn zwischen den monströsen Regalen und den Massenhaften Akten wirkten die Möbelstücke wie vergessene Spielzeuge. Etwas unbeholfen standen die zwei Stühle am Tisch, die auch farblich nicht in der Umgebung passten. Wortlos setzte sich Mikhail an dem PC während Referrer Larson gegenüber ihn Platz nahm. Die weißen Wände mit dem grünen Boden, gaben das Gefühl komplett abgeschottet von der Außenwelt zu sein. Der Referrer beugte sich neugierig vor und schaute Mikhail nun erwartungsvoll an. „F-f-fangen Sie ruhig an. Ich möchte erst mal wissen, was sie bisher über den Fall wissen.“, bat Referrer Larson. So mochte Referrer Larson das Verhalten eines Kindes haben doch Mikhail konnte Scharfsinn in den Augen seines Gegenübers lesen.

Eine angespannte Stimmung herrschte zwischen den Anwesenden im Versammlungsraum. Zur selben Zeit erstattete eines der Inspektoren die genaue Lage in der Situation. Sicherlich wird der 3. Squad nicht so schnell ersetzt werden können und auch die anderen Mitglieder litten unter den Verlust ihrer Kameraden. Die projizierten Bilder auf der weißen Leinwand, riefen einigen ehemalige Erinnerungen vor. Doch jeder einzelne wusste, dass es sie genauso hätte treffen können. Wenn nicht jetzt eventuell auch später. Erst am Ende des Vortrages öffnete der Direktor seine Augen und schaute in die Runde. „Momentan werden immer noch Indizien also untersucht.“
„Exakt.“, bestätigte die Inspektorin und strich eine Strähne hinters Ohr als sie wieder Platz nahm. Gleich nachdem der Projektor sich ausschaltete, erhoben sich die Jalousien. Innerhalb von binnen Sekunden tauchte das Licht den bis eben noch dunklen Raum. Die Augen der Anwesenden brauchten einen kurzen Moment um sich an der Helligkeit zu gewöhnen. Ruhe herrschte einige Sekunden, eventuell ein Schweigemoment zum Gedenken der Toten. So stark die S.F.A.V. sein mochte, änderte es nichts an die Tatsache dass sie ein Spiel mit dem Galgen führten. Die fehlende Lücke eines gesamten Squads zu ersetzen, dessen Qualifikationen dem vorherigen gleich gesetzt werden konnte... Alles hatte seine Nachtteile als auch Vorteile. „Für die jetzige Zeit halte ich es für sinnvoll dass wir die Arbeit des 3. Squads untereinander aufteilen. Da es ohne Zweifel noch Fälle gibt, die aktiv laufen.“ Bevor Hakuryu mit seinen Worten weiter fort fuhr, hob der Direktor die Hand. Hakuryu tauschte kurz Blicke mit dem Direktor aus. Kurz darauf kam auch sein Vorsitzender zu Wort: „Sicherlich ist es schwer über einen Verlust hin weg zu kommen. Auch wenn ich es schon oft genug gesagt habe: Vergesst nicht warum ihr hier seit! Sich emotional gehen zu lassen, ist eine Sache. Aber das sollte uns nicht an unserer Arbeit hindern. Deren Tod darf nicht umsonst gewesen sein und das können wir ihnen nur zeigen, wenn wir den Fall aufklären. Außerdem ist die Aufteilung der Arbeit des 3. Squads nicht von Nöten, daher solltet ihr eure Arbeit wie gewohnt nachgehen.“ Der Asiat hob verblüfft über die Rede seines Vorsitzenden eine Braue. Stunden vergingen bis sich die Sitzung endlich auflöste. Dem 28-jährigen fiel es schon immer schwer an diesen Versammlungen teilzunehmen, die fast nur aus aus rein trockener Theorie bestand. Nur selten enthielten die Sitzungen informatives Material oder Diskussionen, womit er etwas anfangen konnte. Etwas ausgelaugt erhob sich der Asiat vom Stuhl als ihn plötzlich der Direktor ansprach: „Inspektor Ming, hätten Sie einen Augenblick Zeit?“ Der Dunkelhaarige erwiderte ein stummes Nicken. „Eine nette Rede, die du da gehalten hast, Rowen. Dennoch traue ich dem nicht ganz, weil so was untypisch für dich ist.“, bemerkte Hakuryu nachdem die Tür zugefallen war. Der Direktor fuhr sich mit der Hand durchs Haar und entgegnete ein Grinsen. „Ich habe letzte Woche eine Unterhaltung mit dem ältesten Rat geführt. Anscheinend haben sie bereits einen neuen Squad aufgestellt, die den 3. Squad ersetzen sollte. Kurz gefasst... Sollst du wieder einen Squad leiten, der dir zugeteilt wird.“
„Wir haben bereits alles geklärt und vereinbart. Ich werde bestimmt nicht ein Squad Leiter werden.“
„Dir ist bestimmt nicht entgangen, dass die Kriminalitätsrate in den letzten Jahren gestiegen ist, oder? Und das ausgerechnet nachdem Elijah spurlos verschwunden ist. Es mag momentan nur eine Vermutung sein, aber vieles deutet daraufhin, dass er mit dem Fall verwickelt sein könnte.“ Bei den Worten tat der Asiat es sich schwer sein Temperament zu zügeln, das kurz vor dem ausbrechen war... Doch der folgende Satz versetzte den Schwarzhaarigen den Rest, der einige Minuten in schweigen verfiel. Im tiefen Unterbewusstsein wusste er es, doch er wollte es generell nicht wahr haben. Insbesondere nicht von ihm. Sein Körper bebte von der gewaltigen Emotion, die um die Kontrolle seines Körpers rang. Rowen legte seine Hand auf die Schulter von Hakuryu, der den Braunhaarigen unablässig in die Augen schaute. „Ich werde dich zu nichts zwingen. Aber du müsstest am besten wissen, dass ich dich ungern in deiner jetzigen Lage an den Fall ran lassen möchte. Nur, bin ich der Handlanger des Ältesten Rat und gebe die Befehle weiter.“ Anschließend verließ Rowen den Raum und ließ Hakuryu alleine zurück. Beim Verlassen, entdeckte der Direktor Inspektor Bloom neben der Tür stehen, die mit dem Rücken an die Wand gelehnt war. „Du kannst es nicht sein lassen oder?“, warf sie Rowen entgegen, der nur mit den Schultern zuckte. „Wir dürfen nicht schwach werden. Und ich denke es wird auch Zeit für Hakuryu von der Vergangenheit los zu lassen. Schließlich können wir nicht riskieren, dass jemand die Gesellschaft gefährdet. Es ist unser Job. Also hör auf Hakuryu die ganze Zeit in Schutz zu nehmen. Schließlich wissen wir Beide zu was er imstande ist, Selena.“ Selena kniff ihre Augen zusammen und schnalzte mit der Zunge. „Deine Art zu reden, regt mich immer noch auf...“, stellte die Inspektorin für sich fest und nahm ihren Nasenrücken zwischen ihrem Zeigefinger und Daum um sich da zu massieren. „Das lässt sich schlecht ändern. Aber Hakuryu ist bestimmt nicht der alleinige Grund, deines Hierseins.“
„Richtig. Es hat was mit dem neuen Head Agent zu tun.“
„Mikhail Graham, nehme ich an.“
„Ich respektiere deine Entscheidung. Dennoch empfinde es als gewagt einen Newbie gleich in den Aktenraum zu lassen und das auch noch zusammen mit Referrer Larson.“
„Es kommt nicht oft vor dass du dich bei mir beschwerst. Dennoch... Kann ich deine Sorge durchaus nachvollziehen. Aber vergiss nicht dass er es war, der uns geholfen hat den Fall vor zwanzig Jahren zu nähern. Außerdem... Möchte ich mit eigenen Augen sehen, wie viel Potenzial in ihm steckt.“ Die Inspektorin fuhr ihre Brauen zusammen. „Ist es nicht zu früh?“, entfuhr es aus den Lippen der Blondine, die sich schnippischer anhörte als beabsichtigt. „Ich diene nur als Vermittler des ältesten Rat. Als Handlanger für die Gesellschaft sind mir die Hände gebunden.“ Die Augen der sonst so starken Frau senkten sich für einen kurzen Moment als der Direktor nicht hinsah. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn sie damals etwas gesagt hätte. Bevor sie weiter in ihren negativen Erinnerungen versank, blickte sie nun zu dem Direktor auf. Der ihr zunickte und seinen Weg schließlich weiter fortsetzte.

Aufmerksam hörte Referrer Larson den 22-jährigen zu, der nun anfing zu erzählen:
„Schon bereits vor der Festnahme bestand die Vermutung dass Subjekt Nr. 5568 in dem Fall Wig Woman vor fünf Jahren verwickelt war. Mit dem Vergleich der Spurensuche vor zwanzig Jahren bin ich auf ihn aufmerksam geworden. Im Zeitpunkt seiner Festnahme ist er den Tod nur knapp entkommen...“ Bevor Mikhail seine Erzählung weiter fortsetzte, unterbrach Referrer Larson ihn mit einem hüsteln und fuhr die Geschichte ab dem Punkt schließlich fort, so als ob er nur auf den Moment gewartet hätte:
„Keiner weiß so genau ob wir den Fall in den Jahren lösen können, aber anhand ihrer Berichte ist es uns möglich gewesen Subjekt Nr. 5568 zu identifizieren. Die giftgrünen Augen beäugten Mikhail wie die eines kleinen Kindes, das ein neues Spielzeug gefunden hatte. Mikhail wich mit einem nervösen Lächeln zurück als der Referrer ihm zu nahe trat. „Sie haben zahlreiche Fälle mit Bravour gelöst und das selbst nachdem ihr Inspektor umgekommen ist, haben Sie sich zusammen gerissen. Sie sind wahrlich ein Meisterwerk. Doch... Ist es immer noch der Fall vor zwanzig Jahren, der sie hier her gebracht hat... Zu uns. Nr. 5568 war ein Mitglied der Calebrese. Erst haben wir vermutet, dass der Mord aufgrund seiner Abstammung zurückzuführen ist. Dies würde aber nicht erklären, wieso er bei seiner Gefangenschaft in einem solchen Zustand vorgefunden wurde. Wir sprechen also hier von einem bereits versuchten Mord bei dem Zeitpunkt wo Sie – Head Agent Graham ihn festnahmen und ihm damit das Leben retteten. Doch eines... Habe ich mich immer schon gefragt.. Und zwar, was sie von dem Täter halten – der Ripper? Was glauben Sie, was er damit bezwecken wollte?“ Mikhail fasste sich nachdenklich ans Kinn. Bei der Gestik ließ er sich nochmal die Erinnerung durch den Kopf laufen. Gab es Kleinigkeiten, die vergaß? Hinweise, die auf etwas zurückführen könnten? Schließlich begann der Dunkelhaarige zu erzählen während Referrer Larson seinem Kollegen erneut Gehör schenkte und dies in einem erstaunlichen ruhigen Zustand. „Er...“, fing Mikhail zögernd an, machte jedoch eine lange Pause bevor er weiter fuhr: „Der Ripper hatte nie ein wirklich Motiv in seinen Morden. In den Mordfällen vor vier Jahren, gab es keinen großen Zusammenhang mit seinen Opfern. Der einzige Hinweis, den er uns gab waren die zugerichteten Leichen, die ein kritisches Bild gegenüber der Gesellschaft reflektierten sollten. Ein Psychopath, der sich mithilfe seiner Intelligenz unter uns gemischt hat ohne große Auffälligkeiten.“
„Vermutlich sprechen wir hier von dem Ripper, der Subjekt Nr. 5568 aufgrund eines Motivs von der Vergangenheit umbringen wollte. Es ist dennoch beachtenswert, dass Nr. 5568 mit einer falschen Identität solange durchkommen konnte und das obwohl er Mitglied der Mafia war, dessen Wurzeln Jahrhunderte zurückreichen.“
„Nein.“, fiel Mikhail Referrer Larson ins Wort, der den Jüngeren mit seinen starren grünen Pupillen beäugte, so als würde er durch Mikhail hindurch schauen. „Ich denke nicht dass der Ripper mit dem Mord etwas aussagen wollte. Außerdem hege ich Zweifel, dass der Zug vom Ripper mit dem Ursprung von Nr. 5568 zusammenhängt. Wir haben es hier mit zwei verschiedenen Menschen zu tun. Beide wollten... Eine andere Nachricht übermitteln. Der Ripper... Ist jemand komplett anderes als der, der ihn ermordet hat. Ich denke sogar dass der Täter mehr will, als alleine sich mit uns anzulegen. Nr. 5568 wurde definitiv nicht vom Ripper umgebracht. Es mag sein, dass die Provokation gut nachgeahmt wurde. Jedoch fehlte dem Mord das Merkmal vom Ripper, dass ihn wieder erkennbar macht.“
„Das wäre?“
„Originalität. Wir haben es hier wahrscheinlich mit jemanden zu tun, der versucht sowohl den Ripper als auch uns auf die falsche Fährte zu locken. Und bestimmt ist diese Person kein Anfänger in seinem Handwerk.“, fuhr Mikhail fort, der den Weißhaarigen einige Bilder aus den Akten des Rippers als auch der aktuellen Akte aufschlug. „Ihre Vermutung ist... Interessant.“, kommentierte Larson der den Kopf schief legte. Der Ausdruck des Weißhaarigen waren nicht mehr dieselben auch die Pupillen seines Vorsitzenden verengten sich. „Sie sind nicht normal.“ Auf die Worte des Älteren erwiderte Mikhail nur ein Lächeln. Eine verstörende Begegnung, die Mikhail bestimmt nicht so schnell in seinem Leben vergessen würde. Ein Kind in dem Körper eines Mann, das von Sympathie und Empathie nichts anzufangen wusste. Mikhail war sich sicher, dass Referrer Larson bereits im vor aus wusste, was er sagen würde. Nach einigen Stunden verblieb Mikhail noch im Aktenraum. Auf dem Tisch Zeitungsartikel über den Ripper mit verschiedenen Angaben seiner unzähligen Opfern. Sortiert die dazugehörigen Nachrichten des Rippers an die Polizei, die ehemalig für seinen Fall zuständig gewesen waren. Prägnant und mit starker Aussage, brachte der Ripper auf dem Punkt, wie sehr er die Gesellschaft verabscheute mit seinen verstümmelten Opfern oder anderen Vermittlungsmöglichkeiten. „Wer zur Hölle bist du?“, murmelte Mikhail, der die Berichte einzeln durchging. Erst einige Stunden später, begab er sich auf dem Heimweg. Mit einem übertriebenen Seufzer schloss er die Wohnungstür hinter sich, zog wie gewohnt seine Schuhe aus und bewegte sich zur Küche. Nach all dem Geschehnissen zwischen ihm und seiner Lebensgefährtin, kam ihm die - von Inspektor Ming arrangierte Wohnung - nur recht. Sie war nicht groß aber genügte um sich zu Hause zu fühlen, da er nur das Nötigste mitnehmen konnte. Die Stille konnte ein starkes Werkzeug von negativen Emotionen sein. Bis jetzt konnte er es noch nicht über sich bringen Ted darin einzuweihen, was zwischen ihm und Violette geschehen war. Er warf seinen Mantel auf die Sofa Lehne und ließ sich auf das großflächige Schlafsofa fallen. Für eine Weile blieb der 22-jährige einfach liegen um seine Gedanken baumeln zu lassen. Die Muskeln jedoch immer noch angespannt vom harten Arbeitstag mit dem Wissen, dass er seine Pflicht nachher weiter fortsetzen musste. Ein Segen, wenn man nach der Arbeit die Gelegenheit nutzen konnte, sich auszuruhen ein wenig auszuruhen. Eine kurze Erinnerung kam ihm vor Augen bei der Violette ihm eine Tasse Tee auf dem Tisch stellte und ihm lieblich anlächeln. Das Lächeln, dass er so sehr liebte. Tränen brannten in seinen Augen, die seine Wangen runter rangen. Stumm weinte er in sich hinein, nur das unmerkliche Schluchzen erfüllte den klanglosen Raum.

Hastig jedoch ruhigen Schrittes kamen ihm Krankenpfleger entgegen, die jedoch entweder in eines der Zimmer verschwanden oder sich in ihren Weg zum Büro durch bahnten. Angespannt und rastlos wirkten die Pfleger und Schwestern von ihrer Müdigkeit, die sich auch auf deren Gesichtern zeichnete. Trotz der weißen Farbe, machte das Krankenhauskorridor mit dem grünlichen Licht auf der Person einen trostlosen Eindruck. Bunte, formlose Bilder zierten die Wände, die jedoch einen erbärmlichen Anblick ergaben. „Ein kläglicher Versuch eine traurige Tracht, Farbe zu verleihen.“, fügte die Person gedanklich hinzu während er beim durchgehen, einzelne Bilder begutachtete. Das Echo verstummte als die Person zum stillstand kam. Eine Weile starrte sie auf das beschriebene Schild mit dem Namen Violette Yiengold. Vollkommen in Gedanken versunken, kam diesem eine junge Krankenschwester entgegen, die aufschreckte als sie den jungen Mann vor sich erblickte. „Du meine Güte, habe ich mich erschrocken.“ Erleichtert fasste sie sich an der Brust und bemerkte dabei, dass sie fast vor Schreck einen Herzinfarkt bekommen hätte. Der Blondhaarige schaute diese verdutzt an, konnte sich jedoch nach dem darauffolgenden Kommentar sein Lachen nicht verkneifen. Sie wirkte mit der Größe und dem kindlichen Antlitz jünger wie sie vermutlich war. Selbst die hochgesteckten Haare halfen ihr dabei nicht älter auszusehen. „Tut mir Leid, das war keinesfalls meine Absicht.“
„Das kann mal vorkommen, ich vermute sie sind hier, weil Sie Frau Yiengold besuchen möchten?“
„Ja genau.“
„Dann sind Sie der Besucher mit der ungewöhnlichen Zeit… Nun gut, denken Sie bitte daran den Notrufknopf zu drücken, wenn etwas passieren sollte.“
„Das werde ich vielen dank.“ Nachdem er die Tür zum Raum hinter sich schloss, schaute die junge Frau ihm stumm hinterher. „Also ist sie doch nicht ganz unschuldig, huh?“ ging es ihr gedanklich durch den Kopf. Gerade als sie die Treppe runterging, um den nächsten Patient zu versorgen, kam ihr eine Kollegin entgegen, die sich um eine etwas ältere Dame handelte. „Ah Taine, da bist du ja. Im Erdgeschoss steht ein junger Mann, der gerne mit dir sprechen möchte.“ Bei der folgenden Informationen, schaute die 22-jährige nicht schlecht.


21 Jul 2015

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