6. Record

Ein verblasster Name, des Wahns

Bei der Befragung die folgte, besuchte Mikhail die Familienangehörigen der einzelnen Opfer. Als Hilfestellung des Falles wurden ihm fünf Special Agents zur Verfügung gestellt. Darunter auch Lisa, die sich selbst bei Befragungen nicht zurückhielt die Befragten zu verhöhnen, wenn sie keine gebrauchten Antwort geben konnten. Glücklicherweise schaffte er die Zusammenarbeit mit ihr zu umgehen. Erleichtert stieg Mikhail in den Wagen, der vor Erleichterung vergaß mit wem er nun selbst eine Gruppe gebildet hatte. „Sie scheinen ungern mit Special Agent Broadway zusammenzuarbeiten und das obwohl sie sich Beide so gut verstehen.“, bemerkte die Person im Beifahrersitz. Der 22-jährige hielt seinen Atem für einige Sekunden an und wandte sich maschinenartig zu der Person, die sich um den Special Agent des 13. Squads handelte. Grey Tzowek fiel besonders mit seiner Größe und den kräftigen Körperbau auf. Ein markantes vernarbtes Gesicht, zeichneten den Mann, den man durch die strenge Haltung und den müden Augen vermuten ließen, dass dieser sich um einen ehemaligen Soldaten handelte. Der fast Zwei Meter große Mann erinnerte mit seiner Ausstrahlung an die eines wilden Tieres, das dazu beitrug dass nicht nur Mikhail Unbehagen gegenüber diesen empfand. „Öhm... Ja.“, erwiderte Mikhail der ein wenig verlegen den Blick des Mannes auswich. Der Special Agent schaute Mikhail darauf scharf an, schließlich stand Mikhail noch nicht vor allzu langer Zeit unter seiner Fittiche. Mikhail mochte diesen Blick nicht, der ihm versicherte dass Grey sein Lisa-Ausweichmanöver bereits schon lange durchschaut zu haben schien. Der 22-jährige versuchte daher so gut wie möglich seine Aufmerksamkeit auf die Straße zu richten um den analytischen Augen seines ehemaligen Mentors auszuweichen. „Du bist also jetzt Head Agent mit deinen lächerlichen 22 Jahren und das nur weil du ein wenig mehr getan hast als andere Special Agents. Hast du was dazu, zu sagen?“
„Alleine auf den Fall können Sie es nicht beziehen, es gab andere Fälle, die mir zugewiesen worden sind und die ich erfolgreich gelöst habe, daher stehe ich auch für meine Position und bereue meine Entscheidung nicht.“, die Stimme vom Mikhail schlug dabei einen harschen Ton an. Ein erdrückendes Schweigen kehrte zwischen den beiden Männern für einen langen Moment ein, dass sich wiederum löste als Grey das Fenster öffnete und sich eine Zigarette zündete. „Du hast dir mit der Zeit ein dickes Fell zugelegt, dennoch kann man nicht von dir behaupten dass du als Head Agent geeignet bist. Dennoch musst du noch an dein Auftreten arbeiten als auch an deiner Einstellung. Sobald sie merken dass du nicht Verneinen kannst, werden sie dich ausnutzen.“, riet Grey, der sich um einer der wenigen handelte, die wahre Natur kannten. Sobald Mikhail auf den Gedanken kam, was andere von ihm hielten, überkam ihn Panik als auch ein Würgereiz. Er konnte von Glück reden, dass er gut darin war solch abwertende Emotion zu überspielen. Zumindest vor Leuten, die ihn nicht gut genug kannten. Mit einem Seufzen stellte der Dunkelhäutige seine Lehne zurück, so dass der Special Agent wortwörtlich auf dem Beifahrersitz lag dabei dreist mit einem Tritt die Musikanlage anschaltete. Die plötzlich laufende Musik riss den 22-jährigen schlagartig aus seiner Gedankenwelt. Offensichtlich verriet das Handeln des Älteren, dass er ihn bereits durchschaut hatte. „Also Head Agent Graham, wo sollst als erstes hingehen?“, grinste Tzowek schließlich, dessen gewohntes Verhalten schließlich die Anspannung von Mikhail löste zugleich ihn erleichterte. „Mach das nie wieder.“, ächzte Mikhail der am liebsten seinen Kopf gegen das Lenkrad gestützt hätte.
„Ich hatte keine andere Wahl, da du anscheinend zu sehr mit dir selbst beschäftigt warst. Solltest du besser ablegen.“ begründete der Ältere, der gleichgültig mit den Schultern dabei zuckte. „Immer noch dasselbe Problem...“
„Dann ändere es.“
„Kann ich nicht so einfach.“
„Dann fehlt es dir an einer gewissen Professionalität.“, hakte Tzowek mit gerunzelter Stirn nach worauf Mikhail schließlich ausatmete und nachgab. Zugegeben ihm gefiel der Gedanke nicht das Grey recht behielt, weshalb es schon oft Momente gab, wo er auf seinen Mentor losgegangen war. Dennoch hatte er es immer noch den Dunkelhäutigen zu verdanken, dass er gelernt hatte mit seiner aggressiven Natur umzugehen. Würde er weiter auf die Diskussion beharren, wäre er von einem erneuten Ausraster nicht mehr weit entfernt. Zumal er bereits genug Probleme hatte, weshalb er mit sich ein Kompromiss einging. „Schon gut, schon gut. Du hast gewonnen. Ich werde daran arbeiten.“
„Wenn das so ist, gib an was ansteht. Ich will schließlich nachher noch Zeit mit Inspektor Crowford verbringen.“
„Ach, es ging dir nur darum?“
„Er hat eben nicht immer Zeit als ein Inspektor des 2. Squads.“, seufzte Grey, der seine Arme verschränkte. Einerseits freute es ihm andererseits regte sich etwas in Mikhail. Seine Brust zog sich bei den Worten zusammen, die ihn wieder an Violette erinnerten. „Dann sollten wir es schnell hinter uns bringen.“, stimmte Mikhail mit einem erzwungenen Lächeln zu, um den Schmerz etwas erträglicher zu machen.

Die Befragung verlief alles andere als reibungslos. Einige lehnten ihn kalt ab, andere öffneten noch nicht einmal die Tür für sie. Von der gesamten Liste, die Head Agent Prisha erstellt hatte, antworteten nur sechs Angehörige der Opfer ihre Fragen, die jedoch alle dieselbe Geschichte wieder gaben, die von einem Jungen sprachen, der grüne Ohren besaß. Was nicht gerade informativ war. „Und Head Agent, kannst du mit den Informationen etwas anfangen?“, neckte Special Agent Tzowek gähnend als sie sich erneut in den Wagen begaben. Seufzend stützte sich Mikhail mit beiden Armen an das Lenkrad. Schon während der Befragung war er zum Schluss gekommen, dass der Junge schwer psychisch erkrankt gewesen sein musste aufgrund eines langfrstigen Ereignisses. Gedankenverloren tippte Mikhail an das Leder seines Lenkrades. „Nein... So wird das nichts.“, stellte Mihail für sich fest mit der Zeit, die er zum Nachdenken genutzt hatte. Schon alleine der Gedanke, dass er eventuell in allen Patientenakten reinschauen musste, fühlte sich falsch an. „Es gibt bestimmt Patientenakten, wo der Zugriff nicht erlaubt ist.“, erwähnte Tzowek, der den Jüngeren durchschaut zu haben schien. „Sag mir bitte etwas, was ich nicht weiß… Wir werden nachher ansetzen, vorerst sollten wir etwas zu essen gönnen.“
„Keine schlechte Idee… Also hast du dir meine Worte ins Gedächtnis eingebrannt, dass man mit leeren Magen nicht viel anstellen kann. GUT!“
„Das ist wahr… Wir haben noch drei Anstalten abzuklappern. Informiere bitte die Anderen, dass wir uns alle innerhalb drei Stunden im S.F.A.V. Gebäude treffen, vielleicht waren die anderen erfolgreicher wie wir.“
„Du hast dich schnell in deiner Rolle eingelebt Head Agent.“ Ein Soldat blieb ein Soldat, der sich den Befehlen unterwarf und diese ohne zu hinterfragen umsetzte. Tzowek hatte sich über die Jahre kein Stück verändert, was Mikhail wunderte… Es war unverständlich für den 22-jährigen.
Sie ließen sich in das Büro der Special Agents nieder, das Mikhail viel vertrauter war als das der Head Agents. Im Verhältnis zu den anderen Büros, wirkte das der Special Agents recht kahl. Selbst die Möbel machten einen recht simplen Eindruck. Die dichten Fenster ließen einen Blick in den Hinterhof zu anders als die der Darüberstehenden. Dennoch gaben sie sich mit dem zufrieden was, sie besaßen. Anders ausgedrückt könnte man die Special Agents als die humanen innerhalb des S.F.A.V. Gebäudes bezeichnen. Auch der Umgang miteinander unterschied sich im Verhältnis zu den Head Agents, die nur selten dazu kamen miteinander zu sprechen. Es tat gut zu sehen, dass alles immer noch bei dem Alten geblieben war, bei seiner Abwesendheit. Die versammelte Gruppe stellte sich an den Holztisch, der in der Mitte des Raumes stand und ursprünglich als Ablage Tisch diente, die er nun nutzte um die Notizen der gesammelten Informationen auszubreiten. „Gute Arbeit, Leute.“
„Immer gerne.“, nickte Special Agent Fury, die sich um eine Frau mittleren Alters handelte und streng genommen, ein etwas eigenartiges Auftreten hatte. Eine recht schlanke Figur mit viel zu großen Brüsten, die einfach nicht zu ihrem Körper passten, was für Mikhail intim als ein absolutes NO-GO galt. In seinen Augen wirkte sie wie ein Stock, an der lieblos zwei Melonen mit Fäden ran gehängt wurden. Abgesehen davon empfand er ihr schmales, Make-up verkleistertes, langes Gesicht als unattraktiv. Mit einem Lächeln nickte er ihr jedoch zu, trotz seiner negativen Gedanken. Schließlich wandte er sich wieder der Gesamtheit des aufgestellten Teams zu und fing an zu sprechen: „Bisher gab es nur drei unter den Befragten, die über einen Jungen gesprochen haben, der ihnen nicht geheuer ist. Dennoch...“ Seine Augen blieben perplex schließlich an das Wort „Spaghettimonster“ hängen. Auch die Anwesenden beäugten die Notiz mit skeptischen Blicken, dessen Handschrift definitiv nur eine Person einzuordnen war. Lisa zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich habe nur das aufgeschrieben, was sie gesagt hat. Außerdem müssen Sie da mir zustimmen, Special Agent Fury.“ Die Blondine schaute die Andere mit gehässigen Blick an, die nur die Augen verdrehte jedoch zustimmte. „Special Agent Broadway, Es wäre mir lieb gewesen, wenn sie bereits während der Besprechung mir das gesagt hätten. Haben Sie eventuell noch genaue Daten von der Person, die ihnen das gesagt hatte?“
„Und ob ich die habe, Head Agent nur… Handelt sich diese Person, um eine sehr labile Frau...“ Die Worte versetzten den 22-jährigen einen Stich. Eigenartig, dass diese Worte ihn an seine ehemalige Lebensgefährtin erinnerten. Eventuell war sie ihm nicht so gleichgültig, wie er immer geglaubt hatte… „Geben Sie mit bitte die Daten über die junge Frau, dass ich sie entsprechend aufsuchen kann.“, bat Mikhail Lisa mit einem lächeln.

Zur selben Zeit begab sich Hakuryu hastigen Schrittes in Richtung Leichenhalle, wo bereits Inspektor Crowford zusammen mit Special Agent Capote und Doktor Wiston seine Anwesenheit erwarteten. Inmitten seines Weges begegnete er Ted und Ian, die sich wahrscheinlich über den Fund der Leiche gerade unterhalten hatten. Unangekündigt wandte sich der Braunhaarige zu dem Asiaten und verpasste ihn eine blanke Faust ins Gesicht. Die Absicht des Braunhaarigen wurde bereits aufgrund seiner raschen Bewegung durchschaut, die Hakuryuu nutzte um den Schlag ohne große Anstrengungen mit der entgegengesetzte Handfläche abzuwehren, indem er Ians Arm von sich weg lenkte und diesen ins Leere treffen ließ. Verdattert klappte der Mund von Ted auf und zu, dem die Handlung viel zu schnell verlief. „Ian!“, rief Ted, der versuchte den Braunhaarigen von dem Inspektor weg zu zerren, nachdem er sich wieder eingefangen hatte. Der Schwarzhaarige schaute den Head Agent derweil unentwegt an, dessen Augen ihn geradezu an funkelten. Ian schob die Hände von Ted zur Seite worauf die Stimme des Braunhaarigen laut im Korridor wieder schallten: „Du hast gewusst, dass er noch am leben war, oder?! Wieso hast du dann die Suche vor zwei Jahren abgebrochen?“ Die Wallung in der Stimme des 27-jährigen konnte man selbst als Außenstehender wahrnehmen. Eine erdrückendes Schweigen verteilte sich nach dem Satz zwischen den drei Männern fiel. Alleine diese Sekunden wirkten endlos für den Braunhaarigen, der auf die Antwort des Schwarzhaarigen wartete... Doch anstatt einer Antwort, schob Inspektor Ming den Arm des Head Agents zur Seite, ohne dabei den Blick von dem Braunhaarigen zu lassen. Er machte mit der offensichtlichen Geste klar, dass er keine Interesse hatte, den Head Agent zu antworten. Stattdessen ignorierte Hakuryuu Head Agent Prisha und ging an diesem stumm vorbei. Mit einem Fluchen donnerte Ian seine blanke Faust gegen die Wand. Ted der davor etwas unbeholfen daneben stand, schaute den Braunhaarigen besorgt an, dessen Körper von der gewaltigen Emotion der Wut bebte. Stumm betrachtete der Blonde die blutige Faust des Braunhaarigen, der diese zusätzlich in das eingeschlagene Loch rein presste. Weder Worte noch eine Geste würden Ian Prisha beruhigen können, dafür hatte dieser einen bereits zu hohen Preis bezahlt, weshalb der Blonde nur stumm da stand. Dass Ian zumindest nicht alleine da stand...

„Ah, Inspektor Ming. Wir haben Sie bereits erwartet.“, begrüßte Doktor Wiston Hakuryu nachdem dieser eintraf. Der Geruch von kalten Metall und Leichen lag in der Luft, dessen Einrichtung leicht an die einer veralteten Toilette des neunzehnten Jahrhunderts erinnerte. Abgesehen machten die jeweiligen Instrumente der Palliativmedizin, trotz der neusten Technik, es auch nicht besser. Hakuryu trat näher an die Leiche ran, die mit einem weißen Tuch bedeckt war. Eine Weile starrte der Asiate das weiße Laken an. Das es ihm Überwindung kostete in den Raum zu treten, ließ dieser sich nicht anmerken. Er verzog unbemerkt die Lippen bevor er schließlich darum bat das Tuch aufzudecken damit er sich die Leiche näher an sehen konnte. „Wie Sie befehlen Inspektor, Special Agent Capote?“ Auf die Worte des Doktors, nahm die junge Frau das Tuch von dem Leichnam. „Tatsächlich....“, stellte Hakuryu für sich fest, der mit der Hand übers Gesicht fuhr nachdem er das Gesicht des Toten erblickte. „Wenn es Ihnen zu viel wird, geben Sie bitte Bescheid. Da es nicht einfach sein muss einen ehemaligen Kameraden wieder zu treffen, den man über Jahre für tot gehalten hat.“ Befremdlich trocken kam der Ton des Special Agents Minya vor, die die Leiche mit den Augen eines Gegenstandes anscheinend betrachtete. Hakuryuu schüttelte den Kopf und versicherte dass diese mit ihren bisherigen Untersuchungen ruhig fortfahren konnten und ihm entsprechend mit den bisherigen Funden einweihen sollten. „Ich hätte nie gedacht, dass ich Inspektor Larson wiedertreffen würde, besonders nicht in solch einem Zustand... Sein Körper weist bereits zugefügte Schäden vor seinem Tod auf, wie mehrfach gebrochene Beine, Rippenbrüche, einige Schädelbrüche. Einige seiner Fingerkuppeln wurden ihm weggeätzt, andere mit einem scharfen Gegenstand entfernt. In seinen Augen wurden Kontaktlinsen eingenäht, dabei wurden auch seine Augen beschädigt, bei der schlampigen Operation.“, fasste Sophie zusammen, die dabei nachdenklich mit dem Stift rumspielte. „Vor sechs Jahren hatten wir es mit dem Ripper zutun gehabt. Aber selbst da war es uns nicht möglich gewesen ihn zu begegnen, noch zu identifizieren. Warum also halten sie uns ausgerechnet jetzt einen so offensichtlichen Köder vor die Nase?“, dachte Hakuryuu nach der versuchte einen Zusammenhang zu den ersten Opfer zu finden.

„Ein Junge mit grünen Ohren...“, murmelte Referrer Larson während er auf seinem Flugzeug Bett lag und sich ein Pizza Stück in den Mund schob. Seine gelangweilte Miene verunsicherte Mikhail's Entscheidung, ihm die gesammelten Notizen vorgelegt zu haben, da sein – von Prinzip her eigentlicher – Vorgesetzter, momentane faule Präferenzen aufwies. „Es hört sich an wie ein Kobold.“, kommentierte Larson, der sich aufsetzte, indessen er seine Tomatensauce beschmierten Finger an den Unterlagen abwischte. Natürlich nicht zum gefallen des Dunkelhaarigen, dessen Braue kaum bemerkbar zusammenzuckten. Mit einem tiefen Seufzer ging er auf den Älteren zu und riss diesen, die Unterlagen von der Hand, die er sicherheitshalber auf dem Tisch lagerte. „Bitte behandeln sie die Notizen mit äußerster Vorsicht.“, wies er Referrer Larson zurecht, der sich am den Kopf kratzte und den Jüngeren mit seinen schwarzen Augen regungslos anstarrte. „Du erinnerst mich ein wenig an ihm.“, kam es von Referrer Larson aus dem heiteren Himmel, der dabei mit einem nicht definierbaren Grinsen zur Seite schaute. Aus der Stimme horchte Mikhail deutlich Unsicherheit heraus, gemischt mit Trauer. Einerseits weckte die Gefühlsregung seine Neugier andererseits wusste er dass es zwecklos war den Älteren einzuschätzen. Aus dem Grunde dass Larson alles andere als normal war und seine Stimmungslage sich binnen von Sekunden hätte ändern können. Ausraster plante Mikhail aus Angst; dass Larson sich wieder selbst verletzen könnte, möglichst vermeiden. Der junge Head Agent schaute Larson stumm an, in der Hoffnung dass dieser seinen Satz sinnvoll beenden würde. „Mein Bruder. E-e-er war auch rechthaberisch?!“, fuhr Larson Mikhail unerwartet an, der seine Augen daraufhin zusammen kniff. „Rechthaberisch... So wirke ich also auf andere...“, wiederholte Mikhail der den Anderen kritisch ansah. Worte, die der Weißhaarige hätte vermeiden sollen. Mikhail nahm tief Luft bevor er sich wieder dem Älteren widmete um seine Gedanken klar zu halten. Er war nicht wütend, jedoch gefiel ihm der Gedanke hinter dem Wort nicht, da er niemanden etwas recht machen wollte. Gerade weil er selbst nicht wusste welches Recht andere haben um über jemanden zu urteilen. „Dein Bruder... War er Inspektor des 1. Squads? Steht er eventuell im Zusammenhang mit dem Fall vor 20 Jahren?“
„D-d-du fragst vielleicht Sachen.“, stutzte der Ältere, der dann zu den Notizen rüber starrte. Dabei machte er einen nachdenklichen Eindruck und murmelte das Wort Spaghetti Monster wie ein Mantra vor sich hin. Wie vom Blitz getroffen sprang dieser von seinem Bett auf und ging im Raum auf und ab. „Sagen Sie mir... Was denken Sie darüber?“
„Auf den Notizen ist eine Sache nicht aufgelistet, die ich Sie jedoch persönlich erfragen möchte. Sagt Ihn der Name Stella Keys etwas?“ Bei der Erwähnung von Mikhail legte der Weißhaarige erneut den Kopf schief. „Ja, j-j-j-ja... Aber... NEIN! Denken Sie nach, Head Agent Graham. Wenn Sie wirklich so schlau sind, müssten Sie selber darauf kommen. Denken Sie nach, denken Sie, DENKEN SIE GENAU NACH! Etwas... Ja, etwas... Spielt sich hier nicht mit rechten Dingen zu.“, die Stimme des Weißhaarigen wurde hauch dünn bei seinem letzten Satz, wobei dieser sich vorsichtig umschaute. Natürlich wusste Mikhail Larson in einem gewissen Maß ernst zu nehmen, doch in dieser Hinsicht verwirrte ihn die Reaktion des anderen, da dies bisher in ihren vorherigen Gesprächen noch nicht aufgetreten war, dass dieser ihn warnte. Andererseits beunruhigten diese ihn, zwar lag ihm die Frage auf der Zunge doch die Sorge dass er von Larson nur eine schwammige Antwort bekam, brachte ihn ein wenig auf die Palme. Mit einem Seufzen griff er sich den Holzstuhl, der am Schreibtisch stand, um sich gegenüber Larson nieder zulassen, da ihre Gespräch sowieso viel Zeit beanspruchte. Besonders wenn Larson auf den Tag keine Lust hatte und sich während der Arbeitszeit in seinem Zimmer aufhielt. Einen Moment nachdem Mikhail sich hingesetzt hatte, ließ sich ebenfalls Larson mechanisch wieder auf sein Bett nieder, kroch jedoch in der hintersten Ecke des Möbelstückes, wo er nun in der schmalen Öffnung zwischen Wand un Bett begann zu wühlen. Nach dem Poltern und Rascheln zu urteilen, vermutete Mikhail dass es sich, um Unterlagen handeln musste. Bei dem Bild konnte Mikhail nur die Augen verdrehen. Wie konnte man nur in solch einem Chaos leben, wo man alles wichtige in einer kleinen Ecke schmieß. Kaum zu glauben dass Larson sich um einen bereits ausgewachsenen Mann handelte. Zwar hatte sich Mikhail mit der Tatsache abgefunden, dennoch konnte er sich wohl nie mit dem Umgang von Materialien anfreunden... Unerwartet hielt Larson Mikhail plötzlich eine kleine Papiertüte hin, dass den 22-jährigen nicht schlecht schauen ließ. Er blinzelte zwei Mal bevor er überhaupt endlich Worte zustande brachte: „Öhm... Für mich?“ Mikhail deutete bei der Frage mit seinen Zeigefinger auf sich. Larson versuchte darauf ein freundliches Lächeln zustande zu bringen, das jedoch eher an einer kranken, unheimlichen Fratze erinnerte, obwohl der Weißhaarige beide Mundwinkel nach oben gezogen. Doch dies behielt der Dunkelhaarige lieber für sich. Dankend nahm Mikhail die Tüte entgegen, wenn auch zögernd. „Und was soll ich mit der Brottüte?“
„Da ist leckeres Brot drin, was ich heute gekauft habe nur für Sie.“, gab Larson daraufhin als Antwort, was Mikhail als eine verschlüsselte Nachricht erkannt hatte. „Danke Larson, dennoch hätte ich noch eine Frage-“ Bevor er dazu kam seine Frage auszusprechen, unterbrach ihn eine vertraute Stimme. „Guten Abend, tut mir Leid, wenn ich störe aber ich muss was wichtiges mit Referrer Larson besprechen.“ Das plötzlich Erscheinen vom Head Referrer Wong, schien Referrer Larson offensichtlich aus dem Konzept geworfen zu haben. Mit einem leisen Fluchen wandte sich Larson von dem 22-jährigen ab und schien alles andere als zugänglich. „In dem Zustand indem sich Larson jetzt befindet, sollten sie ihn besser nicht ansprechen Head Agent Graham.“, warnte Wong vor, der den Jüngeren darauf hindeutete zu gehen. Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, folgte ein lauter Schrei worauf kurz darauf ein lautes Krachen ertönte. Etwas erschrocken drehte sich Mikhail zur Tür um, die der Head Referrer abschloss. „Machen Sie sich keine Sorgen, das ist vollkommen normal. Er wird sich bis Morgen wieder beruhigen.“, versicherte Head Referrer Wong, mit dem gewohnten Lächeln. Doch dieses mal schien es nicht dieselbe beruhigende Wirkung zu haben. Zu sehr war er von der befremdlichen Ausstrahlung des Head Referrers überwältigt, die dazu sogar beitrug dass sein Körper seinen Vorgesetzten in diesen Moment als Gefahr signalisierte. Ein mattes Bild kam Mikhail vor Augen, die in seinem Kopf einen stechenden Schmerz auslöste. „Es ist schon spät, ich glaube es ist besser wenn sie für Heute vorerst Feierabend machen.“, schlug Wong ihm vor, der Mikhail auf die Schulter klopfte. Mikhail nickte stumm. „Hat der Ausraster von Referrer Larson Sie so überwältigt?“
„Etwas…“
„Nah, Sie sind schlimmeres gewohnt, daher reißen Sie sich mal am Riemen Head Agent Graham.“
„Sie haben Recht. Ich wünsche Ihnen einen schönen Feierabend.“, verabschiedete sich der Dunkelhaarige mit einem Lächeln, worauf Head Referrer Wong ihm zum Abschied hinter her winkte. Erneut schossen ihn die Worte von Larson durch den Kopf: „Ja, etwas... Spielt sich hier nicht mit rechten Dingen zu.“ Er zog sich im Notausgang zurück, dessen Metall Treppengeländer im Freiem stand und viele Raucher von der S.F.A.V. nutzten, wo sie ihre Pause verbrachten. Wohl auch der einzige Ort, der keine Kameras besaß, dadurch das gegenüberliegenden Gebäude ebenfalls sich ein Büro befand, wo man vom das Fenster aus, die Anderen beobachten konnte. Glücklicherweise um diese spätem Uhrzeit das Büro jedoch leer stand. Erst mit der Sicherheit, dass er unbeobachtet war, wagte es Mikhail in der Tüte zu schauen. Wo er ein schwarzweiß Foto auffand, dass einen kleinen Jungen zeigte mit weißen Haaren und eine Frau, die ihn in den Armen hielt. „Larson… Nein...“ Die Augen des 22-jährigen weiteten sich, beim näheren Betrachten wurde ihm klar, dass der Junge starke Ähnlichkeiten mit ihm selbst hatte. Sein Sichtfeld verschwamm plötzlich wobei er sein Gleichgewicht nachließ und es vor seinem Auge anfing zu flimmern. Erneut erschien der Kopf des Monsters in seinen Träumen vor seinem Auge, gefolgt mit dem Schreien verschiedener Menschen. Bei dem Anfall stürzte er fast die Treppe hinunter, auf der bis eben noch gestanden hatte. Kurz vor dem Absturz fing ihn jemand noch rechtzeitig vom Fall ab, indem er am Arm gegriffen wurde. Der plötzliche Ruck, der dabei ausgeübt wurde, rüttelte Mikhail wieder wach, der erst jetzt realisierte, dass er fast die Treppen herunter gepoltert wäre. „Ach du scheiße!“, entfuhr es den Dunkelhaarigen, der sich dann zu der Person wandte, die ihm das Leben gerettet hatte. „Wenn du so weiter hängen bleiben willst, habe ich kein Problem dich deinem Schicksal zu lassen.“, wies sein Lebensretter ihn hin, worauf Mikhail entsetzt zu dieser aufschaute. Mit einem genervten Gesichtsausdruck schaute Head Agent Prisha den Anderen mit abwertenden Augen an, als er Mikhail unsanft wie ein Sack abstellte. „Danke…“. Bedankte sich Mikhail, der einen Moment braucht, um den Schock vom Fall zu verarbeiten. „TCH! Du kannst von Glück reden, dass ein Raucher in der Nähe war.“, erwiderte Ian, dessen Stimme eine leichte Ironie beinhaltete. „...“
„Das Bild… Woher hast du das?“, bemerkte Ian, der mit einer Kopfbewegung auf das Foto in Mikhails Hand deutete, dass er selbst beim Schwindel fest umklammert hatte. „Jedenfalls nicht von den Adressen, die du mir ausgehändigt hattest.“ Auf der abfälligen Antwort von dem Dunkelhaarigen hob Ian eine Braue. „In dem Zustand kannst du nicht alleine nach Hause fahren.“ Die Worte kamen unerwartet, weshalb der 22-jährige Head Agent seinen Kollegen in dem Augenblick entgeistert ansah. Das es dem Anderen nicht entgangen, war bemerkte Mikhail als Ian nur knapp auffordert ihn zu begleiten. Mikhail folgte den Anderen jedoch mit Vorsicht, darauf vorbereitet, dass mehr dahinter stecken musste. Erst als sie nun beim Wagen von Ian standen, wusste Mikhail nicht recht, was er davon halten sollte. „Steh da nicht so dumm herum und steig ein.“ Selbst als sie die Autobahn entlang fuhren, war der 22-jährige sichtlich mit der Situation überfordert. Überhaupt hatten Beide selbst in der Arbeit nicht viel miteinander zu tun, weshalb er das Handeln des Braunhaarigen als Eigenartig empfand. Nein, Ian war viel zu eigen, dass er einen Kollegen einfach so helfen würde. Ohne den Blick von der Straße zu wenden, warf Ian dem Anderen eine Trinkflasche zu. „Trink das.“ Der 22-jährige nickte Ian dankend zu und tat wie es ihm gesagt wurde. Er verschluckte sich als der Braunhaarige plötzlich von der Straße runter fuhr und etwas weiter weg von der Straße parkte. „Was-“, entfuhr es Mikhail doch anstatt ihn ausreden zu lassen, war Ian bereits aus dem Wagen gestiegen und wies ihn mit einem Handzeichen daraufhin auszusteigen. „Natürlich… In was zur Hölle habe ich mich bloß geritten...“, fragte sich Mikhail gedanklich, der trotz die Aufforderung seines Kollegen nachging. Gerade ausgestiegen, bemerkte er dass sein Kollege sein Auto untersuchte. „Was zur Hölle tust du da?“
„Meinen Job.“, antwortete Ian knapp, der nach eine Weile tatsächlich mit einem Fund ankam und Mikhail das kleine Gerät hinhielt, das sich um eine Wanze handelte. Geschockt schaute er Ian, der mit einer Geste andeutete keinen Mucks von sich zu geben. Erst als er das Ding zermalmt hatte, wagte es Mikhail die Stille zu durchbrechen. „War das...“
„Komm mir jetzt nicht mit der Tue, hast du keine Augen im Kopf? Der Schriftzug war deutlich.“, beendete Ian den Gedankengang von Mikhail, wobei er eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche zückte, um sich eine raus zu nehmen. Fassungslos schaute der Dunkelhaarige Ian an, der sich entspannt die Zigarette anzündete und den Rauch für einige Sekunden in der Lunge behielt, bevor er diesen aus Mund und Nase wieder ausatmete. „Was genau geht hier vor sich?“
„Eine Frage, die du dir wohl möglicherweise selbst zusammenreimen kannst. Gib dein Handy her, man kann nie wissen.“
„Das ist nicht dein Ernst oder? Es ist bisher niemand an mein Handy gekommen außer mir.“, protestierte der Dunkelhaarige, worauf Ian von sich selbst aus handelte in dem er anfing Mikhail ohne Scheu nach dem Handy abzutasten und es ihm erfolgreich entnahm. „Hast du sie noch Alle?!“, fauchte Mikhail, dessen Reaktion Ian zu ignorieren schien und diesem den Rücken zukehrte um das Gerät genauer zu inspizieren. Dabei scheute er auch nicht davor zurück es auseinander zu nehmen während er sich dabei von Mikhail entfernte, der verzweifelt versuchte ihn einzuholen. Mikhail kam diese Lage wie eine lächerliche Comedy Show vor, gerade weil sie bereits das zweite Mal um das Auto gelaufen waren und er Ian trotzdem noch nicht gefasst hatte. „Das ist nicht mehr lustig...“, brummte Mikhail nun in einem gereizten Ton, der aber feststellen musste, dass Ian in der Zwischenzeit nun zum Stillstand gekommen war. Er wandte sich Mikhail wieder zu. In der einen Hand die Teile des Handys in der anderen Hand zwischen seinen Zeigefinger und Daumen wieder eine Wanze mit dem Schriftzug der S.F.A.V. versehen vorhielt. Auch dieses Gerät zerstörte der Braunhaarige ohne Anstalten. „Willst du immer noch so tun als ob alles in Ordnung wäre? Obwohl sie die ganze Zeit über deine Telefonate belauscht hatten?“, hakte Ian mit einem herausfordernden Ton nach. Sprachlos schaute Mikhail Ian an, der ihn bereits durchschaut zu haben schien.

26 Sep 2015

Powered by CuteNews

select chapter 5

continue to chapter 7

back?