8. Record
Absolute Kontrolle
Mikhail stellte den letzten Karton ab während Ian draußen am Wagen sich eine Zigarette gönnte. Nach dem Entschluss mit Ian zu kooperieren, beschlossen beide kurzerhand, dass Mikhail zu seinem Kollegen ziehen sollte. Eine Schnapsidee, die jedoch über weitem effektiv war, da sie Möglichkeit nun besaßen sich mündlich die Informationen auszutauschen als über Telefon oder Netz aufgrund der Kontrolle. „Der Letzte?“, hakte Ian nach als Mikhail sich auf den kleinen Treppenabsatz vor der Haustür niederließ. „Wo wollen wir als erstes anfangen?“ Bei der Äußerung lehnte sich Mikhail zurück, um die milden Sonnenstrahlen in der kühlen Jahreszeit zu genießen. „N'uest Viertel.“, antwortete Ian knapp, der sich neben den Anderen niederließ. „N'uest Viertel? Verwunderlich dass sie bis jetzt überlebt hat, selbst einige S.F.A.V. Mitglieder haben da ihr Leben gelassen...“, stutzte Mikhail. „Das trifft sich gut, ich habe durch meine ehemalige Mission da einige Kontakte, die uns nützlich sein können.“, erläuterte Ian, der einen kräftigen Zug an seiner Zigarette nahm. Mikhail schaute stumm zu dem idyllischen Herbsthimmel auf und versuchte sich den Menschen auszumalen, der zu solch derartigen morden fähig war. „Hals und Beinbruch, daher lebe ich jeden Tag als sei es mein Letzter.“, sagte Mikhail mit einem zuversichtlichen Lächeln, dass den Anderen nur mit der Zunge schnalzen ließ. Eine leichte Brise wehte an den beiden vorbei, während die Beiden jungen Männer sich unterhielten. Ein ausgelassenes Gespräch, dass Mikhail so nicht kannte. Dies selbst nicht mit Ted, den er als engen Freund betrachtete. „Du bist ja ein richtiger Heuchler. Ich wundere mich dass du solange damit auskommen bist ohne dabei durchzudrehen und das obwohl du massiv aggressiv bist.“, kommentierte Ian in mitten ihres belanglosen Gespräches, der sich noch eine nächste Zigarette nahm. „Hörst bitte auf, das Wort zu betonen? Mir ist es auch schon so unangenehm genug.“ „Wieso, ist doch nur die Wahrheit. Und wenn die nicht damit klar kommen, sollen die sich in ihre Scheinwelt verkriechen.“ „Schön und gut aber... Meinst du nicht dass es schwierig wird, wenn wir Beide gleichzeitig Urlaub nehmen würden?“ „Überlasse es ruhig mir.“, sagte Ian selbstgefällig, der sich seinem Tun sich war. Eine angespannte Atmosphäre lag in der Luft während Ian und Mikhail nun vor dem Schreibtisch des Direktors standen, der sich die Anträge mit gehobener Braue ansah. Die beschriebenen Blätter wirkten wie schutzlos auf den ordentlich aufgeräumten Tisch ihres Chefs ausgeliefert. Überhaupt kam sich Mikhail in dem Moment wie im falschen Film vor, zumal ihm nicht entging, dass Ian gereizter wirkte als sonst gegenüber dem Direktor – obwohl man ihn sonst nicht anders kannte. „So, so. Ihr Beide wollt also Urlaub nehmen und das zur selben Zeit.“, hakte Direktor Rammstein nach, der dabei mit dem Kugelschreiber auf dem Tisch tippte und eine kurze Pause einleitete, bevor er weiter sprach: „Es mag zwar sein, dass ihr Beide sehr gute Arbeit leistet. Dennoch will ich euch daran erinnern, dass wir immer noch nicht den 3. Squad ersetzen konnten...“ Bevor der Direktor weitersprechen konnte, fiel Mikhail diesen ins Wort: „Sir, es mag zwar so sein. Aber ich möchte daran erinnern, dass ich als ehemaliger Special Agent noch Überstunden habe. Ich habe bereits mit Inspektor Ming gesprochen, der mir ebenfalls sagte, dass ich diese abgearbeitet werden sollen. Zumal ich eine Pause auch gut gebrauchen kann, nach dem Vorfall, der vor einigen Monaten geschehen ist. Ich würde den Urlaub gerne entsprechend dafür nutzen, um das Geschehen zu verarbeiten. Zumal ich mich auch nach der Erholung vernünftig der Arbeit widmen möchte.“ Rowen nickte desinteressiert über die Aussage des Dunkelhaarigen. Natürlich wusste er über die momentane Lage Bescheid, da er sich selbst mitten des aktuellen Geschehens befand. Überhaupt empfand Mikhail dieses typische Frage und Antwort Spiel als irrelevant. Er nickte seinem Vorsitzenden stumm zu, der sich nun zu Ian wandte. „Und Sie Head Agent Prisha? Normalerweise müsste man Sie ja immer zu Ihrem Urlaub zwingen. Daher wundert es mich, da es nicht Ihre Art ist, sich zurückzuziehen, wenn Personal gebraucht wird. Nicht, dass wir sie so dringend benötigen.“, lächelte Rowen, der jedoch einen leicht provokativen Ton in der Stimme beinhaltete. „Ist doch schön, dass ich mich auch mal freiwillig dazu melde, meinst du nicht? Da erspare ich dir zumindest den Schriftverkehr.“, entgegnete Ian abwertend, der mit diesen Worten ein amüsiertes Grinsen von seinem Chef entlockte. „Hör auf so dumm zu Grinsen und spuck' s endlich aus!“, entgegnete Ian genervt, der Mikhails Gedanken wortwörtlich aussprach, nur dass der Dunkelhaarige sich zurückhalten konnte in der Hinsicht. Nur mit Mühe schaffte Mikhail es sich das Grinsen zu verkneifen. Doch nach dem Verhalten von Ian zu urteilen, wäre dieser schon lange gekündigt worden... „Nun... Ihr könnt von Glück reden, dass Inspektor Ming vor kurzem neues Personal eingestellt hat. Daher genehmige ich euch den Urlaub.“, antwortete der Direktor in einem gelassenen Ton. „Geht doch.“, sagte Ian zufrieden, der darauf hin wortlos aus dem Raum verschwand, während Mikhail noch einen Augenblick in dem Raum verharren blieb. „Head Agent Graham. Ich möchte dass Sie innerhalb ihres Urlaubs Ihre Therapie intensiver wahrnehmen.“ „Yes Sir.“ „Und... Noch eine Bitte... Behalten Sie Head Agent Prisha im Auge und lassen Sie sich nicht zu irgendwelchen Dummheiten überreden.“ Mikhail schaute seinen Vorsitzenden unbeirrt an und verbeugte sich zum Abschied, bevor er den Raum verließ. „Ich kann diesen Dreckssack nicht ausstehen von wegen neues Personal wurde eingestellt. Sie werden es sowieso nicht weit bringen.“, knurrte Ian während sie nun die Korridore entlang gingen. „Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich dich schon lange wegen Fehlverhaltens gekündigt.“, sprach Mikhail an, der seinen Gesprächspartner unentwegt ansah. „Ob du es glaubst oder nicht, ich bin nicht aus freien Stücken hier, stünde mir die Möglichkeit offen, wäre ich schon lange hier weg.“ Auf die Antwort von Ian, fing der Braunhaarige sich einen etwas irritierenden Blick des Anderen ein. Dieser rückte sich seine Brille zurecht und stieß einen übertrieben Seufzer aus. „Bist du etwa auch wie -“ „Wirf mich nicht mit Larson in einem Topf!“, fiel der Andere ihn ins Wort, bevor er auch nur den Namen aussprechen konnte. Genervt fuhr Ian sich mit der Hand übers Gesicht. „Dennoch wurden bei dir ähnliche Maßnahmen ergriffen, dass du sozusagen an der S.F.A.V. gebunden bist. Und als normal würde ich dich definitiv auch nicht bezeichnen mit deiner Haltung gegenüber anderen.“ „Und was bringt dir das jetzt darauf herum zu reiten?“ „Es handelte sich unentwegt um eine einfache Feststellung. Aber ich kann deine Einstellung nachvollziehen, wenn man sich unsere heutige Gesellschaft so ansieht, ist es kaum noch möglich etwas ohne misstrauischen Augen zu betrachten.“ „Worte, die du definitiv für dich behalten solltest, wenn noch jemand anderes anwesend ist.“ „Ich habe nicht vor mich mit Anderen darüber groß zu unterhalten.“ „Manchmal ist es sinnvoll darüber zu diskutieren, diejenigen, die das abstreiten, sind nichts weiteres als Arschkriecher. Hat... Rowen noch was gesagt, was von Relevanz ist?“ „Nichts, was uns weiter bringen würde.“, antwortete Mikhail, worauf Ian nur ein nachdenkliches „hm“ entgegnete. „Ich müsste mich nochmal bei Inspektor Crowford melden. Versuche solange mit den jetzigen Informationen irgendetwas anzufangen. Bevor wir zu ihr fahren.“ Bei den letzten Worten von Ian, blieb Mikhail stehen und warf diesen einen genervten Blick zu. Da Ian einbog, gab er Mikhail keine Chance dagegen anzusprechen. Wütend verdrehte Mikhail die Augen und machte sich auf dem Weg zum Aktenraum. Während des Weges ließ er sich noch einmal die Bilder der jeweiligen Opfer durch den Kopf gehen. Beide Opfer handelten sich jeweils um ältere Herren, die jedoch in keiner Verbindung zueinander standen. Während bei einem eine Spieluhr hinterlassen wurde, das ein unbekanntes Stück beinhaltete. Nachdenklich blieb Mikhail vor dem Tresor stehen und betrachtete die schwarzweiß Zeichnungen. Seine Augen blieben bei den zwei Jungen hängen als plötzlich ein schriller Schrei in seinem Kopf wider schallte. „Nicht jetzt..“, schoss den 22-jährigen durch den Kopf, der bemerkte dass der schrille Schrei in seinem Kopf von Zeit zu Zeit immer mehr Ausmaß annahm. Verschiedene Bilder liefen wie ein sinnloser Filmstreifen vor seinen Augen als er dann als letztes einen Jungen sah, der weinte. Nur von weiter Ferne nahm er eine Stimme wahr, die mehrere Male nach ihm rief. „Head Agent Graham!“ Erst das heftige rütteln an seinen Schultern hatte ihn zurück in der Realität geholt. Tränen füllten die Augen des 22-jährigen, der etwas verstört die Person gegenüber ihm anschaute. Das Bild vor seinen Augen nahm langsam wieder Form an, worauf er starr in Richtung der Person schaute, die er erst nach einigen Sekunden identifizieren konnte. „Special Agent Capote...“, stellte er für sich fest, der selber nicht zu merken schien, dass er in dem Moment anfing zu weinen. „Ich habe Sie eben schreien gehört und bin deshalb zu Ihnen geeilt, ist alles in Ordnung?“, hakte die Schwarzhaarige nach, worauf Mikhail ungläubig die Tränen mit seinen Fingern abtastete. Schnell wischte er sich die Tränen eilig mit seinem Ärmel weg. „Es ist alles in Ordnung, bitte setzen Sie ihre Arbeit wie gewohnt weiter fort Special Agent Capote.“, versicherte Mikhail, der sich von ihr abwendete. Nachdem Mikhail in den Aktenraum den Tresor hinter sich schloss, lehnte er sich mit dem Rücken dagegen und sackte zu Boden zusammen während seine Augen leer gegen die weiße Decke starrten. Ein unerträglicher Schmerz breitete sich von seiner Brust in seinem gesamten Körper aus, die ihm den Anschein gaben als ob seine Glieder taub wären. Die Stille, die ihn umgab, wirkte wie die Klinge eines Messers, das immer wieder auf ihn einstach. Er nahm tief Luft bevor er sich zur Küche bewegte und ein Glas Wasser füllte. Die ganze Zeit sich zu verleumden, dass er zufrieden ist, mit dem was er hatte… Handelte sich um eine pure Lüge. Aus seiner Hosentasche zog einer einen kleinen Plastikbehälter raus, der gut verschlossen war, wovon er sich eine Tablette nahm und diese entsprechend in sich einflößte. Es war seiner Seite aus nicht abzustreiten, dass er Ian nachvollziehen konnte, wie dieser sich fühlen musste… Er hatte ihn angelogen… Auch er war ein bloßes Opfer und kannte es auch bisher nicht anders als für die S.F.A.V. zu arbeiten. Ein frustrierender Gedanke, worüber er ungern seine Zeit verschwendete. Die Arbeit stimmte ihn alles andere als zufrieden, dadurch dass ihm viele Maßnahmen verwehrt geblieben waren. Mit einem ausgebiegen Seufzer ohrfeigte er sich selbst, um sich wieder sammeln zu können. Er musste diese Gelegenheit ausnutzen, gerade bei der Abwesenheit des Referrers, der ihn fast alles unzugänglich machte. Entsprechend nutzte er die Zeit aus, um nun nach Akten in dem Archiv zu forschen, das ihm bisher aufgrund der Ausraster von Larson verwehrt blieb. Er machte sich den Arbeitsplatz zurecht und schaute sich die einzelnen Indizien durch während er nebenbei Notizen machte, die für ihn von Wichtigkeit galten. Bei der Bearbeitung der Informationen, fand er inmitten der Aktenschränke ein Notizbuch dazwischen auf. (Larsons Tagebuch) Mit einem Seufzer ließ sich Sophie auf dem Stuhl des Schreibtisches nieder, wobei sie mit dem Stuhl auf und ab kippelte. „Wurdest du wieder von Ian angeschrien?“, hakte die Person nach, die hinter ihr saß und nebenher etwas abtippte. Sie griff nach einen Lutscher im Korb, der in der Mitte des Tisches platziert wurde und schob sich diesen in den Mund. Ihr Gesicht nach wirkte diese ziemlich nachdenklich. „Noch habe ich ihn nicht getroffen, aber ich habe deinen wertvollen Graham getroffen, der wahrscheinlich eines seiner Anfälle erlitten hat.“ „Ich habe das Gefühl dass die im Laufe der Jahre schlimmer geworden sind. Hast du entsprechende Maßnahmen ergriffen?“ „Es ist nichts gravierendes vorgefallen, weshalb Maßnahmen nicht benötigt wurden. Außerdem ist er darin besser geworden, diese selbst zu bewältigen. Zumindest hat mir dies Doktor Wiston bestätigt.“ „Hast du ihm mitteilen können, was mit Referrer Larson vorgefallen ist?“ „Sein Zustand ist viel zu instabil, dass ich es ihm in dem Moment mitteilen konnte, weshalb ich es für besser gehalten habe, es vorerst für mich zu behalten. Früher oder später wird er es so oder so erfahren. Ansonsten kann ich mir gut vorstellen das Head Agent Prisha keine Rücksicht darauf nimmt.“ „Ja... Bei Ian kann ich mir so was gut vorstellen.“, stimmte ihr Gesprächspartner zu, der sich als Ted entpuppte, der sein Augenmerk dem Rechner widmete während der Unterhaltung. „Ich frage mich immer noch, was sich die alten Säcke dabei gedacht haben, ihn aufzunehmen und ihn auch noch zu befördern.“ „Sophie, du bist viel zu intolerant. Nicht zu fassen, dass dein Squad kein Schimmer von dieser Seite von dir hat.“ Bei den Worten ließ er von dem Gerät ab um Sophie näher zu kommen, die er die Arme umlegte und seinen Kopf an ihrer Schulter abstützte. „Bei jemanden wie ihn ist es auch schwer die Fassung zu bewahren. Ansonsten wäre ich schon lange anders mit ihm umgegangen.“, gestand Sophie, die einen Keks aus dem Korb nahm und diesen Ted in den Mund schob. Mit einem Grinsen nahm Ted ihr Angebot entgegen. „Außerdem, bist du vom Ding her wesentlich schlimmer als ich.“, wies sie ihn hin, wobei sie die Augen verdrehte. „Weder das eine, noch das andere spielt eine Rolle in der Ansicht. Ich glaube da sind wir ausnahmsweise einer Meinung.“, lächelte Ted, der ihr an der Wange strich. „Jetzt nicht.“, schnaubte die Dunkelhaarige genervt, wobei sie ihr Gesicht von der sanften Geste weg zog. Ted seufzte ein bei der offensichtlichen Abweisung. Er ließ daraufhin von ihr ab woraufhin er sich neben ihr niederließ auf eines der leerstehenden Stühle. „Wie geht es Yiengold?“, hakte Sophie nach, die ihre Süßigkeit eine Weile lang betrachtete. Der Blonde legte bei der Frage den Kopf in den Nacken und starrte Löcher in der Luft. Einige Minuten schwiegen sie einander an indessen leise das Laufen der Rechner den Raum erfüllten. „Es ist nicht tragisch, da ich bereits damit gerechnet habe, dass es darauf hinauslaufen würde. Ich wundere mich, dass Mikhail es die ganzen Jahre mit ihr aushalten konnte, ohne dabei auf sie loszugehen. Irgendwie tut er mir schon leid, aber wo die Liebe hinfällt.“, brach Ted schließlich die Stille, worauf die Dunkelhaarige ihn mit nachdenklichen Augen ansah. „Wenn du mich fragst… Ich bezweifle, dass es Liebe war, was zwischen den beiden sich abgespielt hatte. Ihr Zustand nach zu urteilen, wollte sie einfach nur das Leben von Mikhail zerstören, um ihn für sich zu beanspruchen. Ein klarer Fall von krankhafter Eifersucht und Depressionen.“ „Wow… Ich bin beeindruckt Sophie. Seit wann kennst du dich in dem Bereich so gut aus?“ Auf die Worte des Blonden, verpasste sie ihm einen gekonnten Kinnhaken. „Ich habe mich mal mit einer Freundin darüber unterhalten, das ist alles.“, gab sie schließlich zurück, während Ted sich vor Schmerz nun das Kinn rieb. Die Gardinen im Raum blockten die Sonne ihre Strahlen rein scheinen zu lassen. Eingeigelt hockte der Mann auf seinem Bett. Blutunterlaufende Augen zeichneten sich in den müden Augen, die paranoid um den Raum schweiften. Seine Beine an sich gezogen mit den Armen. „Niemand kann hier rein kommen! Ich bin sicher.“, redete er sich schön, dessen Stimme sich gefühlt, wie ein fernes Echo anfühlte und sein inneres jedoch nicht erreichen konnte, trotz der Totenstille, die in seiner Wohnung herrschte. Sein Atem ungleichmäßig, während sein Herz ihm heftig gegen die Brust hämmerte. „Auf was habe ich mich bloß eingelassen...? Mama, hilf mir.“ schluchzte der Mann mittleren Alters, dessen Wände Poster von Halbnackten Frauen zierten, einige davon mit verzerrten Gesichtern und Tränen gefüllten Augen. Andere Bilder über seinem Schreibtisch wiesen Szenen des Geschlechtsverkehrs auf, die sich dabei um Originalaufnahmen handelten. Leblos wirkte das dunkle Einzelzimmer, das mit simplen Holzmöbel bestückt wurde. „Mama... Ich will nicht sterben, ich will nicht...“, grunzte der Mann, der mit einem Handy die Vorwahl der Polizei wählte. Eine leichte Brise, die vom gekippten Fenster kam, hob die Gardinen kurz an worauf ein lautloses Zischen folgte, das sich einen Weg zum Mann bahnte und ein Loch in der Stirn bohrte. Auf dem gegenüberliegenden Dach ein Scharfschütze, der sich nach der Aktion, die Waffe in einen Reisekoffer packte, das er bei sich hatte. Ein Junge mit dunklen Haaren und ein niedliches Gesicht, dessen braune Augen unschuldig, wie die eines Lammes schienen, richtete sie auf. Die Augen auf den Koffer gerichtet, den er aufstellte um sich fertig zu machen. So als ob nichts vorgefallen wäre, zog er den Koffer mit der Waffe hinter sich her. Sein Ziel war es zur Wohnung des Mann zu gelangen, den er gerade auf dem Gewissen hatte. Reue schien dieser nicht zu verspüren, denn auch seine Mimik schien von den Jahren geprägt zu sein. Dass dieser bereits zu viel erlebt haben musste, um noch irgendwelche Emotionen empfinden zu können. Auf der Straße beobachtete der Junge, wie die Menschen auf dem Bürgersteig hockten und andere auf den Müll verwahrlosten. Ein widerlicher Gestank schwebte in der Luft beim durchqueren der Straßen, dass der Junge sich am liebsten die Nase hätte zu halten wollen. Überhaupt verstand er nicht, wie man an solch einem heruntergekommenen Ort leben konnte. Kaum hatte er das Gebäude, seines Opfers betreten, kam ihm ein intensiverer Gestank zwischen Urin und einen undefinierbaren Geruch entgegen. „Urgh...“, murrte der Junge, der sich vor Ekel schüttelte. Das Treppenhaus des kleinen Gebäudes machte einen bedauernswerten Eindruck, durch die grauen Treppen und der ehemaligen blauen Wand, dessen Farbe bereits abblätterte. „Genauso verrucht wie das Viertel selbst.“, schnalzte dieser mit der Zunge, der ebenfalls feststellen musste, dass es innerhalb der Wände nicht anders aussah als draußen, eventuell sogar schlimmer zugerichtet, durch die verschiedenen Möbelstücke, die unengagiert um den Flur herum standen und übereinandergestapelten Müllsäcke. Angewidert verzog der Junge seine Miene, mit dem Entschluss den Job so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Stumm zog er sich die Gummihandschuhe über und stieg danach die Treppen hoch. Kaum hatte er die Zimmertür geöffnet inhalierte er genüsslich den süßlichen Duft des Blutes ein, der ihm für einige Sekunden den widerlichen Gestank von den Sinnen nahm. Alleine der Geruch reichte aus um den Geschmack auf den Lippen zu schmecken, der ihn in Wallung brachte. Mit einem zufriedenen Ausdruck ließ er seine Augen in Richtung des Toten wandern. Ein Grinsen formte sich über die Lippen des niedlichen Gesichts. Angefangen hatte es mit einem leisen Kichern, das dann schließlich zu Gelächter wurde. Zu sehr amüsierte ihm die Mimik der Leiche, die eine Mischung aus Furcht und Panik verriet. „Herrlich...“, stellte der Junge fest nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte. Er nahm sich die Zeit um das Zimmer zu begutachten, wo er seine Aufmerksamkeit den Bilden widmete, die die Wände schmückte. Anschließend kniete er sich zu der Leiche hin und starrte diesen eine Weile an. „Das hast du also die ganze Zeit getrieben. Nun... Wenn ich mir dein Loch so ansehe, bezweifle ich, dass es irgendjemand gibt, der an dich denken wird.“ Er breitete den Koffer aus, worin er eine schwarze Federtasche entnahm und diese aufrollte. Die Federtasche beinhaltete jegliche scharfe Gegenstand, die man gegebenenfalls nur auf dem OP Tisch hätte finden können. Mit seinen Fingern fuhr er behutsam über jeden einzelnen scharfen Gegenstand indessen seine braunen Augen seiner Hand folgten. Nach längerem Überlegen pickte er schließlich die Säge raus. Ein dumpfes Geräusch folgte als er sich nun an der Arbeit machte... Bei seinem Vorgehen verfiel er langsam in einer Art Rausch, dessen Zustand er mit voller Innenbrunst genoss. Blut sickerte bei laufend seiner Handlung über den Teppichboden dabei die Klinge sich langsam von Haut ins Fleisch und Fleisch in die Knochen vorarbeitete... Einzelne Menschen an den Straßenseiten verkümmerten als er an ihnen vorbei ging. Einige warfen ihm verstohlene Blicke zu andere starrten mit leeren Augen zum Himmel oder zum schlammigen Boden. Dennoch wagte niemand sich ihn anzusprechen. Zu sehr war man in dieser Gegend auf sich fixiert, höchstens würde vielleicht jemand versuchen ihn zu überfallen im Glaube dass der Koffer etwas wertvolles beinhalten könnte. Was es natürlich seiner Sicht tat, nur konnte nicht jeder etwas mit dem Inhalt anfangen, der nicht im Geschäft war. In dieser Gegend stand das Überleben an höchster Stelle ein normaler Zustand eines heruntergekommenen Viertels, dem er bereits vertraut war. Am Rande des Viertels, stand ein Haus, das als Bar diente. Denn schon alleine vom Betrachten konnte man die Schlussfolgerung ziehen, dass diese Bar sich um die metaphorische Grenze zwischen Arm und reich handelte, da ab dem Gebäude die höhere Schicht auf der hinteren Straßenseite anfing. Eine Weile blieb der Junge wie angewurzelt stehen. Er schien zu zögern, Anspannung baute sich am ganzen Körper auf. Er schluckte als Frauengelächter ertönte inmitten der Gasse, in der Menschenleeren Gasse. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken runter. Seine Lippen zitterten worauf sein Körper automatisch einen Schritt nach hinten machten. Eine Mischung aus Panik und Aufregung überwältigten ihn, dessen Emotion ihn dazu antrieben den Koffer abzulegen um zu fliehen. >> Egal, wie oft du es versuchen wirst wegzulaufen. Am Ende wirst du immer. Und immer, und immer wieder zu mir zurückkommen. Weil du es brauchst. << lallte die Stimme einer Frau in seinen Gedanken, die sich wie ein Parasit in seinen Kopf eingenistet hatte. „Nein, lass mich in Ruhe!“, brüllte er, der versuchte de fremde Stimme in seinen Kopf abzuschütteln, wobei er bei der körperlichen Abwehr mit dem Rücken gegen jemanden stieß. Wie vom Blitz getroffen, schlug er den Ellenbogen gegen die Person hinter sich, die den Angriff abfing und seine Arme über den Kopf zog um Einheit zu gebieten. „Du Schlampe!“, schrie er, worauf schließlich ein heftiger Schlag inmitten seines Gesichts folgte. Ihm wurde leicht schwindelig, dass dieser über den Koffer stolperte. Etwas geschockt schaute er zu der Person auf. Eine junge Frau mit kindlichem Antlitz stand vor ihm, die langes orangefarbenes Haar besaß, dass ihr Gesicht umschmeichelte. Ihren Aussehen nach zu urteilen machte sie alles andere als einen starken Eindruck und doch besaß sie derartig Wucht in ihrem Hieb, dass der Junge sie nur ungläubigen ansehen konnte. „Taine… Was zur Hölle machst du hier?!“ Schnell hielt er seinen erschrocken zu, denn sie hörten sich harscher an als beabsichtigt. „Ich bin hier, weil ich einpaar Bilder aufnehmen wollte.“, erklärte sie, wobei sie ihre Kamera hochhielt und den Jüngeren stutzig ansah. „Dennoch könnte ich dich dasselbe fragen, es ist ziemlich gefährlich für dich hier alleine. Warte, ich ruf Kieran an, vielleicht kann er dich abholen.“, schlug sie vor. Sie wollte gerade ihr Handy rausholen, worauf der Kleinere sie von hinten umarmte und sie anflehte dies nicht zu tun. Sie drehte sich zu ihm und tätschelte den Jüngeren auf den Kopf. „Dann geh besser jetzt nach Hause bevor deine Mama sich sorgen macht, Benny.“ „Und wo gehst du hin?“, hakte der Junge mit den dunklen Haaren nach, dessen Name Benny lautete. „Ich habe nach her ein Verabredung mit Kieran, glaub es oder nicht.“, grinste Taine Siegessicher, worauf der Jüngere sie unbeeindruckt ansah. „Wenn ich mich nicht irre, hat er Dienst. Bist er zum Treffpunkt kommt, wirst du alt und grau.“ „Ach quatsch, er vergisst mich schon nicht. Grüß Laurie bitte von uns beiden.“, bat sie, worauf Benny nickte und beobachtete, wie sie dann weiter ihren Weg fortsetzte. Stumm hob er den Koffer wieder hoch und machte sich ebenfalls weiter auf dem Weg. Nachdenklich starrte Rowen auf die Unterlagen, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen während gegenüber ihm eine Person stand, die ihre Hand an der Hüfte gestemmt hatte. Dunkelheit umhüllte das Büro des Direktors der S.F.A.V., der eines der Zettel hoch hob und diesen für lange Zeit betrachtete. „Interessant. Erstaunlich, dass die Tabletten so gut bei ihm wirken. Eventuell können wir damit auch den gesamten 3. Squad ersetzen, da Hakuryuu bereits jemanden Neues rekrutiert hat, dürfte es keine weiteren Probleme geben, wenn wir einige in den Einheiten ersetzen und neue untermischen.“, stellte Rowen fest, der dann zu der Person aufschaute, die ihn mit ihren schmalen Fuchsaugen angrinste. „Wie macht er sich ansonsten auf der Arbeit?“ „Er hat keine Probleme darin sich zu sozialisieren, auch als Mitarbeiter macht er sich äußerst gut. Seine Fähigkeiten sind mit denen von Ming gleichzustellen, weshalb es mir ein wenig Sorge bereitet. Beängstigend, aber vermutlich liegt es vielleicht einfach in seinem Blut.“ „Ich habe bereits dafür gesorgt, dass er eine höhere Dosis bekommt. Doch es könnte Auswirkungen auf seinen momentanen Zustand haben. Man kann von Glück reden, dass er mitwirkt ohne die Dinge zu hinterfragen. Weshalb es recht einfach ist ihn weiterhin unter Kontrolle zu halten. Nur muss ich schauen, wie ich das mit Yiengold klären kann. Sie scheint ihn ziemlich zu belasten, weshalb wir das nochmal näher besprechen sollten. Als einen Prototyp taugt sie nicht mehr viel.“ „Und das ist auch der Grund, warum ich dich hierher gebeten habe. Wir brauchen einen Ersatz für Yiengold.“ „Was genau hast du jetzt schon wieder vor?“ „Manchmal bleibt einen nichts anderes übrig als gewisse Hürden aus dem Weg zu räumen, Mireley. Da es nur zum besten unserer Gesellschaft.“ „Ich verstehe... Ich werde mich darum kümmern, aber wie willst du es dann Graham erklären?“ „Wir werden es einfach in die Schuhe des Rippers schieben.“, lächelte Rowen, worauf Mireley eine Braue hob. Sie wollte gerade etwas dazu sagen, entschied sich jedoch vom Gegenteil und stimmte der Idee des Braunhaarigen Mannes nur zu. Wie viele Jahre sie auch mit Menschen zusammen arbeitete entdeckte sie immer wieder seltsame Gestalten in den Personen mit denen sie interagierte. Gerade als sie die Bürotür hinter sich geschlossen hatte, kam ihr Selena entgegen. „Mireley.“, sagte die Frau mit den hellen Haaren verdutzt. Worauf Mireley mit einem lächeln erwiderte. „Hast du vielleicht ein bisschen Zeit bevor du mit Rowen sprechen musst?“ Mit einem Knopfdruck floss heiße Suppe in den Plastikbecher, den Selena der Dunkelhaarigen Therapeuten übergab. In den Korridoren konnten sie ab und zu Schritte hören, die jedoch in der Ferne wieder verstummten. Nebenher liefen die Kopierer während andere sich unterhielten. Stumm betrachtete Mireley die undurchsichtige gelbe Brühe, dessen Dunst aufstieg, derweil sich Selena neben ihr niederließ. „Danke.“ „Nicht dafür. Also was gibt es dringendes zu besprechen Mireley?“ „Es geht schlicht weg um den Patienten, den du mir zugeteilt hast Selena. Er ist nicht mehr in der Lage so weiter zu arbeiten.“ „Es geht aber nicht Mireley, Larson ist für sein ganzes Leben an der S.F.A.V. gebunden. Er besitzt zu viel Hintergrundwissen. Wenn er jetzt aufhört, würde es auch nur im Endeffekt auf seinen Tod hinausführen.“ „Wer auch immer sich diese Reglung bei euch ausgedacht hat, ist einfach nur krank im Kopf. Menschen sind keine Maschinen genauso wenig wie Larson. Sag mir nicht, dass sie auch sterben, wenn sie ihren Dienst nicht mehr erbringen können.“ „Ich wünschte es wäre anders. Aber für solche Menschen wie Larson wurden extra diese Regeln eingeführt. Sobald sie aufhören wollen oder nicht mehr in der Lage sind das zu leisten, was das S.F.A.V. von ihnen fordert, werden sie eliminiert.“ Mireley schaute die Hellhaarige mit ungläubigen Augen an. Hinter der Wand stand Ian, der das Gespräch der zwei Frauen im Hintergrund verfolgt hatte und nur Augen verdrehend, sich dann von ihnen entfernte. Er hatte also recht gehabt mit seiner Vermutung… Es gab keine menschlichen Werte mehr auf dieser Welt. Komplett außer Atem stellte der der Junge namens Benny den Koffer ab und ließ sich erleichtert auf den Boden nieder. Eine kalte Brise kam den Jungen entgegen, der sich leicht schüttelte und versuchte sich selbst aufzuwärmen, in dem er seine Hände an den Armen rieb. Die Wellen schlugen gegen das Riff während die Schiffe auf den Wellen leicht auf und ab wippten. Der alte Hafen handelte sich, um einen alten verlorenen Ort. Niemand wäre auf die Idee gekommen hierher zu kommen aufgrund der heruntergekommenen Häuser und den bereits verrosteten Container erinnerte, der Ort selbst Tagsüber an einem Horrorszenario. „Das wäre auch kein schlechter Job für später...“, staunte der Dunkelhaarige, der sich dann versuchte seine Zukunft im Gedanken auszumalen. Wie er die Schiffe transportierte oben auf den Kran. „Du bist tatsächlich gekommen.“, hörte er eine Männerstimme rufen, worauf der Junge aufschaute. Ein großgewachsener junger Mann mit einem wohlgeformten Gesicht stand vor ihm. Er schien max zwanzig zu sein mit seinem Auftreten. „Ich hab euch gesagt, dass ich keine Schwierigkeiten damit habe.“, sagte Benny mit einem Grinsen, der den Koffer vor dem Fremden hinwarf. Der 20-jährige gab ein Handzeichen zu einen der Männer, die hinter ihm standen, worauf der Koffer geöffnet wurde. „Ist gut.“, sagte der Fremde, worauf der andere den Koffer zu machte und diesen dann mit sich nahm. „So so, darf ich dich dann fragen wieso du so scharf bist uns beizutreten anstatt wie jedes normale andere Kind, die Schulbank zu drücken?“ „Bevor ich dir das beantworte, ist mir es lieber zu wissen wer du bist.“, warf der Junge ein, worauf der Andere genervt das Gesicht verzog. Wie er Gören nicht ausstehen konnte und doch war es Minyas Bitte gewesen, die ihn dazu veranlasst hatte hier her zu kommen. „Elijah. Ich bin so was, wie die rechte Hand von dem Anführer von Warehouse 3 und kümmere mich, um… So gut wie alles.“ „Elijah, huh? Ich bin Benny, mein Leben ist langweilig daher habe ich mich dazu entschieden etwas zu machen, wo ich auch Geld verdiene und mein Hobby frei ausleben kann.“ Auf der klaren Antwort des jüngeren hob Elijah eine Braue. Der Ältere grinste auf die direkte Antwort und versicherte Benny, dass ihm bestimmt nicht langweilig werden wird, sobald er ein festes Mitglied der Organisation ist. Er selbst empfand es nicht als richtig, dass ein Rotzbengel Warehouse 3 beitreten sollte, aber andererseits konnte er sich selbst in den Jungen sehen, was in seiner ehemaligen Vergangenheit zusammen hing. „Was ist mit dem Anführer selbst?“ „Den wirst du früher oder später kennenlernen. Momentan befindet er sich in einem Auslandseinsatz.“, erklärte Elijah, der sich am Nacken fasste und den Jungen schließlich den Rücken zukehrte. „Ach willst du dich jetzt wortlos aus dem Staub machen? Oder hast du es ernst gemeint?“ „Wenn du es ernst meinst mit dem Mitglied werden, dann merk die Adresse unseres Treffpunktes und die Uhrzeit.“, gab Elijah daraufhin als Antwort, worauf der Junge ihn stur ansah. 16 Nov 2015 |
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